Ablauf
Es wird wie in einem Würfelspiel ein schlangenförmiger Parcours mit 30 Feldern aus durchnummerierten Kärtchen im Raum ausgelegt (je mehr Teilnehmende, desto größer die Abstände zwischen den Kärtchen). Der Start ist 0 (Null), das letzte Feld das Ziel. Im Zielfeld wird eine große Tafel Schokolade ausgelegt. Auf Feld 10 und 20 werden als Teilziele Schokoriegel ausgelegt. Ziel ist es, durch Wür- feln als Erstes ins Ziel zu laufen und die Schokolade zu gewinnen.
Die TeilnehmerInnen werden in drei bis sechs Gruppen mit je 3 – 5 Personen aufgeteilt. Es starten nicht alle bei Null. Schließlich sind auch im wirklichen Leben die Startbedingungen sehr unterschiedlich. Aber wir leben ja in einer durchlässi- gen Gesellschaft, und wer sich anstrengt, kann auch die Schokolade gewinnen! Die bevorzugten Startpositionen, beispielsweise bei Feld 2, 4, 6 oder 8 (je nach Parcourslänge), werden verlost oder per kreativen Wettbewerb verteilt (z. B. wel- che Gruppe die schönsten T-Shirts trägt) oder nach Laune von der Leitung verge- ben (selbstverständlich alles ganz fair!). Alle anderen starten bei Null. Nun wird entschieden, wer startet. Dabei kann die Spielleitung bestimmen, ob die Stärksten beginnen (Position 8) oder die Schwächsten (Position Null), sie kann die Gruppen befragen, wer starten soll oder es auswürfeln lassen. Ganz nach Belieben. Das Ren- nen beginnt. Die Gruppe, die das erste Teilziel erreicht, darf entscheiden, wie das Spiel weitergeht und hierfür eine Regel bestimmen (das Gleiche gilt für die Gruppe, die als Erstes das zweite Teilziel erreicht): z.B. weiter wie bisher (die lang- weiligste Variante), andere Gruppen werden gleichgestellt, müssen irgendwelche Kunststücke vorführen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hier entwickel sich die Dynamik. Die Spielleitung kann jederzeit eingreifen, z. B. wenn das Spiel zu langweilig wird, weil die Führungsgruppe sich nicht genug fiese Regeln einfal- len lässt.
Ziele
b Erfahren, wie sich Men- schen unter den Bedin- gungen der Konkurrenz verhalten;
b Erkennen des Unterschie- des zwischen gleichen Rechten und gleichen Chancen;
b Erfahren, welche Mög- lichkeiten eine demokra- tische Gesellschaft hat, politische Gleichberech- tigung für ihre Mitglie- der zu garantieren, und welche Probleme existie- ren, wenn gleiche Chan- cen hergestellt werden sollen;
b Erfahren, unter welchen Bedingungen (demokra- tische) „Spielregeln“ ein- gehalten werden und wann nicht;
b Strategien zur eigenen und kollektiven Zielerrei- chung erarbeiten.
Bedingungen
b Zeit:
30 – 45 Minuten
b TeilnehmerInnen: mindestens 9 (3 x 3), höchstens 30
b Raum:
großer Raum mit freier Fläche, kann auch im Freien gespielt werden
b Material:
Papierkärtchen für die Felder, dicker Filzstift,
ein möglichst großer (Schaumstoff-)Würfel,
1 große Tafel Schokolade und mehrere Schoko- riegel
b Voraussetzungen:
Das Spiel sollte nicht unbedingt an Anfang eines Gruppenprozesses gespielt werden.
Auswertung
Ein bisschen Schokolade und die Konkurrenz geht los. Viel- leicht wird aber auch solidarisch reagiert. Wie trifft die Gruppe Entscheidungen? Demokratisch oder über Laut- stärke? Welche Gruppe bzw. wer innerhalb einer Gruppe setzt sich wie und womit durch, wer hält sich eher zurück, und warum? Wie wird mit dem „Ge- winn“ umgegangen? Viele stop-
fen sich den Schokoriegel schnell rein, damit er ihnen nicht mehr genommen werden kann (so ge- schehen auf einer Lehrerlnnenfortbil-
dung!), andere tei-
len vielleicht. Wie
geht es den Gewin-
nerInnen, welche
Strategien wand-
ten sie an – z.B.
als sie alle Möglich-
keiten hatten, das
Spiel für sich zu ent-
scheiden (Macht,
Herrschaft). Achteten
sie auf die Zurückge-
bliebenen? Wie reagier-
ten die Langsamen? Wie
ging die Gruppe mit den unter-
schiedlichen Startbedingungen um?
Wie reagierte sie auf die Spielleitung, vor
allem, wenn diese möglicherweise die Regeln
änderte? Waren die aufgestellten Regeln fair
oder unfair? Was macht eine Regel ungerecht? Gibt es reale Beispiele für unfaire Regeln?
Achtung: Die Auswertung darf nicht dazu dienen, die TeilnehmerInnen vorzu- führen, die sich, wie das Spiel nahelegt, rücksichtslos gegen andere durchgesetzt haben. Das Team sollte betonen, dass alle eine Rolle gespielt haben, die nötig ist, um mit dem Spiel gesellschaftliche Mechanismen zu betrachten.
Gibt es einen Unterschied zwischen formaler und materieller Gleichheit? (Ob- wohl zu Spielbeginn alle offenbar formal gleich waren, entsteht doch durch die Verteilung der Startpositionen eine Hierarchie.) Welche materiellen Ungleichhei- ten kennen wir aus dem eigenen Leben (finanzielle Lage, Bildung, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft …)? Hat die führende Gruppe Regeln aufgestellt, die die eigene Gruppe bevorteilen?
Tipps für Teamerlnnen
Es ist sinnvoll, wenn eine Person aus dem Team die Spielleitung übernimmt und eine andere den Prozess beobachtet und sich Notizen für die Auswertung macht.